Mit der Reihe 100 der Badner Bahn verbindet mich insbesondere die Erinnerung an meinen allerersten Besuch im wunderschönen und vielgeliebten Baden, beim Heurigen im Kreise meiner Wiener Freunde, und an eine zauberhafte Romanze, die sich daran anschloss.
Das liegt schon ein paar Jährchen zurück. Zur damaligen Zeit waren die 100er die Retter der Badner Bahn, weil durch sie eine Verdichtung des Fahrplanes sowie die Ablösung der Vorgängerfahrzeuge der Reihen 220/230 (aus den 1920er Jahren) und 10/90 („Kölner“ aus den 1950er Jahren) erreicht und damit eine drohende Stillegung der Badner Bahn abgewendet werden konnte.
Triebwagen 123 der Badner Bahn in der Endstelle Baden Josefsplatz
Nun war bekannt, dass die letzten verbliebenen 100er im Herbst 2023 aus dem Dienst ausscheiden würden. Anläßlich eines längeren Aufenthaltes meinerseits in Baden im August und September wollte ich also die Gelegenheit wahrnehmen, ein letztes Mal mit einem 100er von Baden nach Wien und zurück zu fahren. In der Geschäftstelle der WLB am Badner Josefsplatz teilte man mir freundlicherweise die Abfahrtszeiten der letzten Zugläufe mit, in denen ein 100er enthalten war (wie in den Jahren zuvor stets in Mehrfachtraktion mit einem 400er). So war also am 14.09.2023 für mich die letzte Gelegenheit.
An der Endstelle Wien Oper stieg ich aus, um den 100er auch hier nochmals auf den Chip zu bannen, in der irrigen Ansicht, dafür einige Minuten Zeit zu haben. Doch Pustekuchen: Mir nichts, dir nichts fuhr mein Zug auch schon wieder ab, ohne mich.
Nun, was tut der Piefke, der sich in Wien ja einigermaßen auskennt? Anstatt sich zu ärgern eilt er zur U-Bahnstation Karlsplatz und nimmt die nächste U4 bis Längenfeldgasse, steigt dort in die U6 um, fährt mit dieser bis Bahnhof Meidling, eilt dann zur Haltestelle Schedifkaplatz. (Das ist die letzte, wo die Badner Bahn das Wiener Straßenplanum benutzt. Ab da ist sie eine Vollbahn mit – außer in Guntramsdorf – eigenem Gleiskörper, bis sie in Baden Leesdorf dann wieder zur Straßenbahn wird.)
Und Piefkes Timing war mal wieder super, denn der nächste Zug der WLB in Richtung Baden war dort dann tatsächlich derselbe, der ihm vorhin davongefahren war. So konnte ich den Zug immerhin auch nochmal bei der Fahrt über die Philadelphiabrücke (über die Südbahn) am Bahnhof Meidling filmen.
Das war's also. Zwei 100er wurden in Ebreichsdorf (Niederösterreich) im Freien aufgestellt, mit wohl mehr als unsicherer Zukunft. „Selbstverständlich“ wurde einer davon schon nach kürzester Zeit Opfer von Vandalismus, siehe hier. Die WLB hat außerdem ein Video von der Verschrottung eines der 100er bei Youtube veröffentlicht. Ich verlinke das wegen des noch viel unerfreulicheren Inhaltes hier nicht, wenn's jemanden interessiert kann er es leicht selber finden ...
Dies wird wohl leider das allerletzte Mal gewesen sein, dass ich diesen Anblick erleben durfte
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