Am 14. Okober 2006 war wieder einmal ein spontaner Kurztrip in unser südliches Nachbarland angesagt. Schnell trug mich mein guter Audi auf der Autobahn von Berlin nach Dresden und weiter ins Erzgebirge, und in Zinnwald/Cínovec hieß es dann: „Dobrý den, Česko!“ Weiter ging es nach Dubí u Teplic (Eichwald bei Teplitz), wo ich im leider inzwischen geschlossenen Hotel Dubín mein Quartier nahm. Es folgte noch ein kurzer Ausflug ins nahegelegene Moldava (Moldau), wo sich ein Blick auf den Endbahnhof der Strecke Most - Moldava sowie eine kleine abendliche Wanderung zur Horská Chata Vitiška (Wittichbaude) ergab. Anschließend gab es im Hotel Dubín ein sehr leckeres Gulaš s knedlikem sowie ein paar Gambrinus und Becherovka :) Obwohl auf dem gegenüberliegenden Vietnamesenmarkt Jugendliche bis spät in die Nacht Party machten, schlief ich sehr gut ;)

Am nächsten Morgen ging es zu Fuß zum nahe dem Hotel Dubín gelegenen mit einer Spitzkehre ausgestatteten Dubí nádráží (Bahnhof Eichwald), der sich im schönsten altösterreichischen Ambiente präsentierte. Hier kam mir bei bestem sonnigem Spätherbstwetter auch gleich ein Zug nach Moldava, der hier natürlich „kopfmachte“, vor die Kameralinse:

810 152 der ČD in Dubí

810 152 der ČD in Dubí

Die Strecke Most - Osek - Moldava, auch genannt Teplitzer Semmering, Moldavská horská dráha (Moldauer Bergbahn) oder Krušnohorská železnice (Erzgebirgsbahn), wurde am 18. Mai 1885 eröffnet und hatte ihre Hauptaufgabe einst im Transport von Braunkohle aus dem nordböhmischen Revier nach Sachsen. In Moldava ging es bis 1945 weiter nach Nossen. Eine Beschreibung der Strecke mit Gleisplänen und schönen Fotos ist in tschechischer Sprache verfügbar: http://www.spvd.cz/?p=cz/most/zeleznice/135/135.html&m=cz/most/menu_most_zeleznice.html

Leider hatte ich diesmal keine Zeit zu einer Fahrt auf dieser wunderschönen Strecke, daher ging es dann erst zu einem kleinen Abstecher nach Haj u Duchcová ins Braunkohlerevier westlich von Teplice (Teplitz) und danach weiter über Teplice – Dubí – Krupka – Jílové (Eulau) – Děčín (Tetschen) – Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz) – Liberec (Reichenberg) – Jablonec nad Nisou (Gablonz) nach Tanvald (Tannwald), wo ich rechtzeitig zur Abfahrt des nächsten Zuges über die Zubačka (Tannwalder Zahnradbahn) ankam.

Fahrzeuge der Tannwalder Zahnradbahn in Tanvald

Fahrzeuge der Tannwalder Zahnradbahn in Tanvald

810 156 der ČD in Tanvald

810 156 der ČD in Tanvald

Die Zubačka Tanvald - Desná (Dessendorf) - Kořenov (Wurzelsdorf) - Harrachov (Harrachsdorf), eröffnet 1902, ist die letzte erhaltene regelspurige Zahnradbahnstrecke Europas, und die Železniční společnost Tanvald kümmert sich sehr rührig um ihren Fortbestand. Obwohl der Regelverkehr auf der Strecke seit langem schon nicht mehr auf die Zahnstange System Abt angewiesen ist, wurden die Einrichtungen zum Zahnradbetrieb erhalten und es finden regelmäßig Sonderfahrten mit den originalen Zahnradlokomotiven statt, die jedem Eisenbahnfreund nur wärmstens zu empfehlen sind. Aber auch der Regelverkehr ist eine Reise wert. Eine so schöne und idyllische Strecke findet man wahrlich selten, was ebenso für die Erzgebirgsbahn zutrifft.

In Tanvald war vor der Abfahrt des Zuges nach Harrachov noch Zeit, einige weitere interessante Fahrzeuge abzulichten:

Zug in Richtung Liberec mit 749 006 der ČD in Tanvald

Zug in Richtung Liberec mit 749 006 der ČD in Tanvald

945 001 der ČD in Tanvald

945 001 der ČD ...

854 027 der ČD in Tanvald

... und 854 027 waren gerade aus Praha Vršovice über Mladá Boleslav und Železný Brod in Tanvald angekommen

Die Fortführung der Strecke von Harrachov nach Szklarska Poręba (Schreiberhau) in Polen zur Riesengebirgsbahn, der einstigen Heimat der ET 89, wurde durch tschechische Eisenbahnfreunde bereits vor längerer Zeit wieder befahrbar gemacht, liegt aber dennoch derzeit im Dornröschenschlaf. Daher endet die Reise mitten im Wald in perfekter Idylle im Bahnhof Harrachov:

810 425 der ČD in Harrachov

810 425 der ČD in Harrachov

Ich und 810 425 der ČD in Harrachov

Der freundliche Tfz lichtete mich zusammen mit dem typischen Triebwagen ab :)

Bald wird es wieder Zeit für einen Besuch in Nordböhmen, spätestens im kommenden Frühjahr. Dann steht auf jeden Fall ein ausgiebiger Aufenthalt an der Erzgebirgsbahn an! Doch auch noch andere technische Raritäten in der Gegend lohnen einen Besuch, z.B. die Sesselbahn von Bohosudov nach Komáří Vížka. Hier noch ein paar Links zu Webseiten über die Tannwalder Zahnradbahn:
Offizielle Webseite der Železniční společnost Tanvald: http://www.zubacka.cz/
Privatseite mit vielen historischen Fotos, auch in Englisch: http://www.albico.cz/zubacka/contents.htm

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