Auf dem Weg in den Urlaub an der sehr geliebten dalmatinischen Adriaküste stand Ende August 2014 eine Übernachtung im slowenischen Portorož (italienisch Portorose) an. Diese nutzten wir zu einem Tagesausflug in's nahegelegene Triest, um dort vor allem die berühmte meterspurige Lokalbahn nach Opicina (slowenisch Opčina) zu besuchen.

Diese meterspurige elektrische Lokalbahn – oder, wie man bei uns Piefke sagen würde: Überlandstraßenbahn – wurde zu österreichischen Zeiten im Jahre 1902 eröffnet und hatte ursprünglich ebenso wie die nicht minder berühmte Rittnerbahn in Südtirol die Besonderheit, den bedeutenden Höhenunterschied auf ihrer Strecke mittels eines Zahnstangenabschnitts zu bewältigen. Auf diesem wurden die Straßenbahntriebwagen wie bei der Rittnerbahn mittels kleiner Zahnrad-Elloks transportiert.

Anders als bei der Rittnerbahn wurde der Zahnradabschntt bei der Straßenbahn Triest–Opicina jedoch bereits im Jahre 1927 durch ein Standseilbahnsystem ersetzt. Seitdem werden die Straßenbahntriebwagen mittels Standseilbahntraktoren über die Steilstrecke befördert.

Wagen 407 bei der Einfahrt in die Talstation auf der Piazza Oberdan

Wagen 407 bei der Einfahrt in die Talstation auf der Piazza Oberdan ...

Wagen 407 in der Talstation auf der Piazza Oberdan

... und angelangt in der Talstation

Schon wenige Meter nach der Talstation auf der Triestiner Piazza Oberdan geht es im Adhäsionsbetrieb mächtig steil aufwärts, die maximale Steigung beträgt hier acht Prozent. Damit steht sie der ebenfalls meterspurigen Gmundner Straßenbahn in Oberösterreich, die mit zehn Prozent maximaler Steigung als eine der steilsten Adhäsionsbahnen der Welt gilt, nur um wenig nach. Man sieht daran sehr schön, zu welchen Leistungen unsere schlichten elektrischen Straßenbahnen in der Lage sind.

Der definitive Rekordhalter, die (wiederum ursprünglich meterspurige) Pöstlingbergbahn in Linz ebenfalls in Oberösterreich, weist sogar bis über zehn Prozent durchgängige Steigung auf. Zu deren Bauzeit vor weit über hundert Jahren unternahm die Firma Siemens angeblich Untersuchungen und kam zu dem Schluß, daß es auch noch steiler gegangen wäre ... dann allerdings hätte man zwar wohl noch bergwärts fahren, jedoch nicht mehr anhalten können, da der Triebwagen dann wie ein Schlitten auf den Schienen talwärts gerutscht wäre.

Andere vergleichbare Bahnen dieses Kalibers sind die Berninabahn in der Schweiz, wiederum auf Meterspur mit bis zu sieben Prozent Steigung, sowie die ehemalige abermals meterspurige Lokalbahn Dermulo–Mendel in Südtirol mit bis zu acht Prozent. Deren letzter Triebwagen des Baujahrs 1909 kann bei der Rittnerbahn im Einsatz erlebt werden!

Innenraum von Wagen 407

Innenraum von Wagen 407

Fahrerstand von Wagen 407

Fahrerstand von Wagen 407

Ganz so alt sind die Triebwagen der Straßenbahn Triest–Opicina zwar nicht, aber mit etwa achtzig Jahren gehören auch sie zu den ehr- und schutzwürdigen Exemplaren unseres technischen Erbes, und ihr exzellenter Erhaltungszustand läßt darauf schließen, daß dies allen Beteiligten vollauf bewußt ist.

Nach dem ersten sehr steilen Adhäsionsabschnitt geht es erst richtig zur Sache. Die Bahn hält in Piazza Scorcola kurz an, und es schiebt sich von hinten der Seilbahntraktor heran. Leider sind einige der folgenden Fotos nicht von der besten Qualität, dennoch zeige ich sie hier zur Verdeutlichung des technischen Prinzips.

Der Seilbahntraktor steht bereit ...

Der Seilbahntraktor steht bereit ...

... und setzt sich hinten an den Straßenbahntriebwagen

... und setzt sich hinten an den Straßenbahntriebwagen

Nun geht es mit sechsundzwanzig Prozent Steigung als Standseilbahn bis nach Vetta Scorcola, wo der Seilbahntraktor wieder sacht entschwindet, und im Adhäsionsbetrieb weiter bis zur Bergstation Villa Opicina.

Wagen 407 in der Bergstation Villa Opicina

Wagen 407 in der Bergstation Villa Opicina

Stazione Villa Opicina

Stazione Villa Opicina

Hier in Opicina / Opčina ist übrigens alles zweisprachig – italienisch und slowenisch. Man beachte das Hinweischild auf die Apotheke: Italienisch „farmacia“, slowenisch „lekarna“.

Depot in Villa Opicina

Depot in Villa Opicina

Wagen 406 im Depot

Wagen 406 im Depot

Auf zur Talfahrt, diesmal mit Wagen 402:

Wagen 402 fährt in die Bergstation ein

Wagen 402 fährt in die Bergstation ein

Hier nochmal zwei ausgesprochen schlechte Fotos, um die technische Situation zu illustrieren:

Hier sieht man deutlich, wie steil diese Straßenbahn wirklich ist

Hier sieht man deutlich, wie steil diese Straßenbahn wirklich ist

Schleppweiche

Schleppweiche

Anders als bei „normalen“ Standseilbahnen sind hier keine Abt'schen Weichen möglich, da die Triebwagen naturgemäß keine doppelten Spurkränze aufweisen können. Darum kommen stattdessen klassische Schleppweichen zum Einsatz.

Zurück in der Talstation Piazza Oberdan in Triest bleiben noch folgende Eindrücke vom Wagen 402:

Wagen 402 in der Talstation Piazza Oberdan

Wagen 402 in der Talstation Piazza Oberdan

Ancora ...

Ancora ...

... e ciao, Bella :)

... e ciao, Bella :)

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